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So geht Spargel! | Teil 1: Grüner Spargel aus dem Backofen

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Du nimmst eine Schale mit Wasser, salzt dieses ein wenig und schüttest den Inhalt anschließend in einen Topf - auch dieser gefüllt mit Wasser. Dann kochst Du alles zusammen auf. Am Ende hast Du etwas, das nach Homöopathie klingt, aber sicher nichts, was schmeckt. So kochen Menschen Spargel. 

Spargel ist schön und zart, elfengleich weiß - und schmeckt nach fast gar nicht. Jedenfalls ist das der Zustand, in dem er auf geschätzten 90 % aller deutschen Teller landet. Da kaufen die Menschen ein Gemüse, das einen Wassergehalt von ca. 95 % besitzt und kochen es in: Genau. Wasser. In möglichst viel, dann bleibt am Ende noch Sud fürmehr Wasser eine Suppe. Dieses ausgekochte Gemüse, dem der letzte bisschen Eigengeschmack weggekocht wurde, wird dann mit gatschigen Saucen aus Packungen und Tüten übergossen, die mit einer Sauce Hollandaise so viel gemeinsam haben, wie der Papst mit einer Nachtclubtänzerin. Schluss damit! 

Du nimmst einen Spargel, kochst ihn kurz an, umwickelst ihn mit einer Scheibe Käse, anschließend mit einer Scheibe Schinken, wälzt ihn in Mehl, Ei und Paniermehl (moderne Menschen verwenden Panko) und frittierst ihn aus. Dann hast Du am Ende etwas, das Kinder als Pommesspargel bezeichnen (Danke an Mels Sohn für diesen Begriff). Dieser wird Deinem Knusperkind die Begeisterung ins Gesicht zaubern, ist aber sicher nichts was schmeckt, nicht Erwachsenen, nicht wirklich. Schluss damit! 

Ich gebe zu, ich habe den Spargel vernachlässigt. Es gibt im Blog zwar einige Zubereitungstips, unter anderem auch eines für die weltbeste Sauce zu weißem Spargel (das ist nämlich eine aus grünem), aber jetzt habe ich tatsächlich seit 2012 oder so nicht mehr genauer hingeschaut und dann fliegen mir im Internet die panierten Spargelstangen um die Ohren. Selbst schuld. Also werde ich weder Dich noch den Spargel in dieser Saison wiederholt vernachlässigen. Heute gibt es grünen Spargel aus dem Ofen, morgen machen wir weißen Spargel sous vide mit einem Fitzelchen Ibèrico Presa Bellota und dann werde ich mich auch noch einmal der Schlauchmethode widmen, die ich vor 3 oder 4 Jahren in die kulinarischen Weiten des Internet geschickt habe und um die Saucen kümmere ich mich auch. Manchmal muss ja auch kontrollieren, was so aus den Dingen wird... ;) 

Grüner Spargel aus dem Backofen, frisch vom Blech
























Wenn ich mich entscheiden müsste, ich würde nur noch grünen Spargel essen, ehrlich. Fast. Meistens. Na gut... Soll heißen: Grüner Spargel ist toll! Er ist würziger, nussiger und bringt von Haus aus mehr Eigengeschmack mit als sein bleicher Kollege. Übrigens sind manche Neuzüchtungen wie violetter Spargel ebenfalls sehr zu empfehlen! Und schließlich hat grüner Spargel noch den sensationellen Vorteil, dass er nicht geschält werden muss. Ich kappe einfach den letzten Zentimeter (oder auch 2), wasche die Stangen ab und fertig. 

Grüner Spargel aus dem Ofen
Ofen auf 180°C Ober-Unterhitze aufheizen, Umluft ist nicht empfehlenswert. Den geputzten Spargel auf Backpapier aufs Blech legen. Mit Olivenöl benetzen, salzen und pfeffern. Ich verwende meistens eines meiner selbst gemachten Gewürzsalze, in diesem Fall war es Basilikumsalz mit etwas Chili und Orangenabrieb, dazu kam etwas melange blanc von Ingo Holland. Ein paar Orangen- oder Zitronenzesten machen sich in jedem Fall gut. 

Ab mit ihm für 15 Minuten in den Ofen, anschließend erhält eine Berieselung mit Parmesan und gart ca. 5 Minuten weiter, bis der Parmesan geschmolzen, bzw. der Spargel den gewünschten Garpunkt hat. Vor dem Servieren gebe ich gehacktes Basilikum darüber. Als Hautgericht macht er sich auch gut mit schwarzen Oliven, gerösteten Pinienkernen und kleinen Tomaten. Reste (welche Reste?) schmecken gut als Salat. Natürlich funktioniert dieses Verfahren auch mit weißem Spargel, dieser braucht allerdings mehr Garzeit. 

Grüner Spargel zu dry aged Lamm
























Schluss damit? Nein! Mehr davon! 




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Ibèrico Presa Bellota, geräucherter Pfeffer, Spargel sous vide und Bärlauch | So geht Spargel, Teil 2

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Vor ca. 3 Jahren schickten wir unser Kind nach dem Abitur in die große weite Welt und in deren schönste Stadt - nach Hamburg. Im Anschluss an ein eigentlich als Vorbereitung für das Studium gedachtes Praktikum machte sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin für Digitales und Print. Seit dieser Zeit nun saß das verfressendste Kind der Welt 550 km von zuhause und dem stets gefüllten Kühlschrank entfernt und schob konsequenten Hunger. Konsequenter Hunger entsteht, wenn sich gute Erziehung mit moralischer Verantwortung undsoweiter paart. Will heißen: Geld für nächtliche Clubeintritte ist wichtiger als für gutes Fleisch. Schlechtes Fleisch (nicht bio, nicht regional, etc.) wird nicht gegessen, also gibt es gar keins. Wenn sie alle paar Wochen zu Besuch kam, schleppte ich unter den argwöhnischen Blicken der Nachbarn Rinderhälften ins Haus, auf dass unser Kind nicht übers Wochenende des Hungers sterben würde. Besuchten wir sie in Hamburg, brachten wir keine Schokolade mit sondern Fleisch. Wir gingen mit ihr essen, kein Gemüse, keine Salate, sondern Fleisch. 

Derart gepäppelt schloss sie vor Kurzem ihre Ausbildung ab und wir warteten darauf, dass sie nun studieren würde. Nichts mit Fleisch, mehr Kunst und Design. Allein - die Vorstellung für weitere Jahre auf die elterlichen Fleisch-Care-Pakete angewiesen sein zu müssen, oder eben die eigenen Überzeugungen zu verraten, muss sie so sehr erschrocken haben, dass sie sich um eine richtige Arbeitsstelle beworben hat. Klar, sowas mit Kunst und Design. Und auch klar: Bei einem exklusiven (Fleisch)Foodimporteuer. Ha! Diese Cleverness hat sie selbstverständlich von mir! Jetzt ist sie Junior Art Director bei RARI-Food in Hamburg und hat (nach mir) den besten Job der Welt. Dort gibt es gute Lebensmittel im Überfluss, importiert aus aller Herren Länder, die weiter geleitet werden an Großhandel und Gastronomie. Mittags werden die Mitarbeiter_innen von fest angestellten Köchinnen frisch bekocht, sie schickt mir fast täglich Bilder vom Essen. Forelle in blau und anders, KönigsbergerKlopse, Pasta und Fleisch. Hüftsteaks, Rumpsteaks, Entrecôtes. Fleisch. Gutes. Unser Kind ist im Himmel angekommen. 

Ibèrico Presa Bellota mit Spargel sous vide und Bärlauch

Und während ich noch überlegt habe, vegetarische Ostern zu feiern, kündigte sie ihren Besuch an. Samt Fleisch. Im großen Paket. Von RARIs Premiummarke Laschori, die nichts als Premiumqualitäten für Gastronomie und Handel vertreibt. Nicht an Endverbraucher, aber wenn Du in einem sehr guten Restaurant sehr gutes Fleisch gegessen hast, kam es vielleicht von ihnen. Sie brachte mit: Vom Rind ein Côte de bœuf aus Argentinien, vom Schwein Ibèrico Presa Bellota aus Spanien, vom Lamm die Lachse dry aged(!) aus Schottland und vom Rothirsch ein T-Rack aus Neuseeland. Ich schmiss Essenspläne über den Haufen, verstaute die vegetarischen Rezepte in der Schreibtischschublade, schluckte den Begriff "regional" herunter und fing an zu kochen. 

Weißer Spargel sous vide
Sous vide ist das allerallerallerbeste, das man diesem Gemüse angedeihen lassen kann! Du schälst die Stangen, gibst sie in einen Vakuumbeutel samt einer Prise Zucker, Salz, Pfeffer, etwas Orangen- oder Zitronenzeste, einem Esslöffel Butter und wenn Du hast und magst etwas Brühe. Wein geht natürlich auch. Varianten mit anderen Gewürzen (wilder Kardamom!) sind keine Grenzen gesetzt. Ich bin in der glücklichen Lage, einen Kammervakuumierer zu besitzen, daher habe ich mit dem Vakuumieren von Flüssigkeiten kein Problem. Alternativ kannst Du die jeweilige Flüssigkeit tiefkühlen und gefroren in den Beutel geben, so dass auch ein "normaler" Vakuumierer keine Probleme bekommt. Oder Du ziehst den Vakuumierer ganz nah an die Kante der Arbeitsfläche und lässt den Beutel herunterhängen. Dann vakuumierst Du nicht auf der Automatikstufe, sondern manuell und sehr langsam, so dass Du jederzeit stoppen kannst, bevor Dir Flüssigkeit in die Pumpe läuft. Im Wasserbad garst Du den Spargel anschließend bei 85°C ca. 40 Minuten. Je nach Dicke der Stangen auch bis zu 50, natürlich abhängig davon, wie bissfest Du die Stangen am Ende haben möchtest und ob Du sie im Anschluss noch in der Pfanne kurz karamellisierst. Herrlich. Am nächsten kommst Du dieser Methode mit einem Bratschlauch

Ibèrico Presa Bellota mit Spargel sous vide und Bärlauch | Arthurs Tochter Kocht



Ibèrico Presa Bellota
ist ein Teilstück vom Nacken, oberhalb der Schulter, für mich das beste Stück vom Schwein. Es ist dick (im Gegensatz zum Secreto), stark marmoriert und fast so rot wie Rindfleisch. In der Qualität "Bellota" erfolgt die Fütterung zu mindestens 60 % mit Eicheln. Die iberischen Schweine leben frei auf den Dehesas (Auen) unter Kork- und Steineichen und ernähren sich lediglich von Pflanzen, Beeren und Pilzen, während der Montanera, der Eichelmast, fast ausschließlich von Eicheln. Gutes Fleisch. Es wurde von mir lediglich gesalzen (kein Zucker zum Anbraten bei Schweinefleisch!) scharf angebraten und dann im Ofen bei 120°C auf eine Kerntemperatur von 62°C gezogen. 

Ibèrico Presa Bellota mit Spargel sous vide und Bärlauch | Arthurs Tochter Kocht


Dazu kam ein Klecks Bärlauchpaste (Bärlauch, Salz, Olivenöl) auf den Spargel und zum Fleisch nur Sel De Guerande und geräucherter Pfeffer, selbstgemacht. Bäm! Hat nen guten Job, die Kleene, oder? 





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Spargelmousse, Lachs in Kaffee-Pfeffer-Cognac-Beize, confiertes Wachteleigelb | Kochen für Arthur, 1. Gang | So geht Spargel, Teil 3

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Ganz vegetarisch wäre Ostern wohl auch nicht geworden, wenn das Kind ohne Fleischüberlebenspaket angereist wäre. Wenn Arthur kommt, wird gekocht, was Arthur mag. Vorzugsweise Lachs, Lamm und Jakobsmuscheln. Das sind Dinge, die er liebt und ich liebe meinen Papa. Manche Dinge sind ganz einfach.

ist das beste, was zerbrochener Spargel werden kann. Und wenn Dir gerade keiner zerbrechen mag, nimmst Du einfach ganze Stangen, das macht der Mousse gar nichts :) Für ca. 6 Vorspeisenportionen (6 Nocken) brauchst Du ca. 200 g Spargel, 200 g Sahne, 2 Blätter Gelatine à 2 g, 1 Eiweiß und die Gewürze. Den Spargel schälst Du und kochst ihn in der Sahne weich. Parallel weichst Du die Gelatineblätter in Wasser ein. Spargel samt Flüssigkeit gibst Du in einen Standmixer, wenn Du einen guten hast, (ich sag nur Vitamix) brauchst Du die Flüssigkeit nach dem Mixen nicht durch ein Sieb streichen. Nach dem Mixen und Abkühlen auf "lauwarm" gibst Du gleich die die gründlich ausgedrückte Gelatine dazu und mixt noch einmal auf. Jetzt würzt Du die Masse kräftig. Etwas Zitronenabrieb, Rosmarinsalz, weißer Pfeffer, Muskat. Denke daran, dass die spätere Kälte Geschmack schluckt. Ganz zum Schluss hebst Du das steif geschlagene Eiweiß unter die Masse und stellst sie kühl. 

Spargelmousse, confiertes Wachteleigel, gebeizter Lachs | Arthurs Tochter Kocht


habe ich wohl das erste mal vor ca. 4 Jahren im Paradies gegessen. Karl-Josef Fuchs macht sie mit Vorliebe zu Tatar vom Rind - köstlich, die kleinen Dinger! Von ihm habe ich gelernt, das Öl zum Confieren vorher zu aromatisieren. Das ist kein Muss, macht aber am Ende den feinen Unterschied. Und Du weißt ja, es sind oft Kleinigkeiten, die zwischen ziemlich gut und herausragend unterscheiden. Also Sonnenblumenöl aromatisieren mit z. B. Rosmarin, etwas Salz und Pfeffer. Das warme Öl gibst Du portionsweise in kleine Behälter, Eierbecher oder Espressotassen eigenen sich gut. In jede kleine Ölportion lässt Du anschließend ein Wachteleigelb flutschen. Dazu legst Du Dir ein Wachtelei am besten auf ein Holzbrett und schneidest die Schale mit einem sehr scharfen Messer vorsichtig ein, klappst sie auf und trennst Eigelb und Eiweiß. Im Backofen bei 65° C brauchen die Eier ca. 45 Minuten. 

Spargelmousse mit confiertem Wachteleigelb und Kerbel | Arthurs Tochter Kocht
auch hübsch im Glas...

habe ich Dir bereits vorgestellt. Ok, der Cognac ist neu und ersetzt den Verjus, der Pfeffer war geräuchert (jahaaaa, ich kann nicht genug davon bekommen) und Kaffee & Spargel sind ab sofort meine neue Traumkombi! Da geht noch was...

Spargelmousse, confiertes Wachteleigel, gebeizter Lachs | Arthurs Tochter Kocht
Dazupassen Ketakaviar, Gänseblümchen und Kapuzinerkresse. Und Pinot Noir Rosé vom Sekthaus Solter in Rüdesheim. Hach...




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Popcornsuppe mit Jakobsmuscheln und Garnelen | Kochen für Arthur, 2. Gang

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Seit Monaten schwirrte mir die Idee zu dieser Suppe im Kopf herum und oft weiß man gar nicht, woher die vermeintlich eigenen Ideen kommen, das kulinarische Rad wird kaum noch noch neu erfunden und mir erscheint es oft, als wäre alles bereits gekocht, nur noch nicht von allen. Googeln hilft und so war schnell klar: Ich hatte "meine" Idee von den Küchengöttern, im Speziellen von Sebastian Dickhaut, der für diese Plattform Rezepte entwickelt. Und er schreibt den Blog "Rettet das Mittagessen", kocht im Fernsehen, schreibt die Buchreihe "BASIC" für GU und ist noch dazu ein so unaufgeregt reizender Mensch, wie Du ihn nur sehr selten kennen lernen darfst. Also Garnelen in die Suppe. Wo ich doch Jakobsmuscheln wollte. Und wenn ich doch die in Sebastians Rezept verwendeten Garnelen nicht habe, habe ich keine Schalen, um aus ihnen den Sud zu kochen und überhaupt, ach... Was tun sprach Zeus, ich variierte in Gedanken Geflügel- und helle Kalbfonds, kochte Sud aus hellem Wurzelgemüse, strich zusammen, verwarf und über allem schwebte nur ein Gedanke: Arthur kommt zum Essen

Ich schriebSebastian eine SMS und bat um Rat. Er fand helles Wurzelgemüse toll, warf Topinambur in den Raum, bestärkte mich bei den Krustentieren, erweiterte um Hummerfond, allein - da war ich bereits unterwegs zum Einkaufen. 

Popcornsuppe mit Jakobsmuschel und Garnelen | Arthurs Tochter Kocht

So orientierte ich mich in Grundzügen am Originalrezept und wandelte ab, was ich anders haben wollte. Die angegebenen Mengen erschienen mir zu gering, meinen hausgemachten Fischfond verwöhnte ich nach dem Auftauen mit etwas Safran, die Sahnemenge wurde anteilig mit der des Popcorns erhöht, die Garnelenschwänze nicht mariniert, sondern lediglich schnell und heiß gebraten. Und zum Servieren wurde von mir etwas aufgeschäumte Sahne unter die Suppe gezogen. 

Hier Sebastians Version, kursiv meine Abweichungen:
300 ml Schlagsahne (500), 3 EL Öl, 80 g getrockenter Popcornmais (120), Salz, 300 g Garnelen samt Schale, 1 frischer Maiskolben, 1 weiße Zwiebel, 100 ml trockener Weißwein (150), 500 ml Fischfond oder Wasser, (750 ml Fischfond, hausgemacht, mit Safran) 4 Basilikumzweige (ersatzlos gestrichen), Zitronensaft, Cayennepfeffer.

Schritt 1
1 EL Öl in einem weiten Topf erhitzen und den Popcornmais hinein geben. Sofort zudecken - am besten mit einem Glasdeckel - und garen, bis der Mais ganz aufgepoppt ist. Ein bisschen zur Verzierung raus nehmen, dann die Sahne sofort dazugießen und aufkochen lassen. Salzen und den Topf zugedeckt zur Seite stellen.

Schritt 2
Die Garnelen von Kopf und Schalen befreien, die Schwänze falls nötig entdarmen und kurz kalt abspülen. Kurz über Kopf und Schalen hacken. Den Mais schälen, längs halbieren und in Stücke schneiden. Die Zwiebel schälen und in halbe Ringe schneiden.

Schritt 3
Das übrige Öl in einem Topf erhitzen. Garnelenschalen und Zwiebeln im Öl unter Rühren anbraten, mit dem Wein und dem Fond ablöschen. Mit Salz würzen, aufkochen und gute 20 Minuten köcheln lassen, bis der Mais gar ist. Inzwischen Garnelenschwänzen in Scheiben schneiden, Basilikum waschen und trocken schütteln, die Blättchen hacken. Alles mit Salz, 1 Spritzer Zitrone und 1 Prise Cayenne mischen.

Schritt 4
Mais aus dem Sud fischen und die Körner abstreifen. Sud und Popcornsahne jeweils durch ein Sieb passieren, dabei kräftig ausdrücken. Dies aufkochen und abschmecken. Garnelen auf Schalen verteilen und mit dem heißen Sud auffüllen. Nach Wunsch mit frischem Popcorn, Basilikum und Cayenne verzieren. Gleich servieren.

Variante:
Keine Garnelen in Scheiben schneiden. Kein Basilikum. In Schritt 3 fehlt wohl die Angabe, dass der Mais in den Fond soll, zumindest soll alles köcheln, bis dieser gar ist ;) Die Körner des Mais habe ich am Ende in die Suppe gegeben. Kurz vor dem Servieren habe ich pro Portion 2 Garnelenschwänze gebraten und je eine quer halbierte Jakobsmuschel. Diese wurden nur mit etwas Salz und Pfeffer gewürzt. Die Garnelen kamen auf kleinen Bambusspießen an den Suppenrand, auf dem Foto kannst Du sehen, wie einer gerade nach unten rutscht :) Zur Deko gab es ein wenig Popcorn und Shisokresse

Popcornsuppe mit Jakobsmuschel und Garnelen | Arthurs Tochter Kocht


Für mich eine der Suppenentdeckungen des Jahres. Eine von bisher zwei, die zweite kommt demnächst... Ich kann mich nicht genau erinnern, ob meinem Papa bei dieser Suppe das "geil" entwischt ist, oder erst später beim Basilikumeis. Vielleicht hat er es auch mehrmals gesagt :)



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Lammlachs dry aged mit grünem Spargel | Kochen für Arthur, 3. Gang

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Du erinnerst Dich an das Fleischrettungspaket, mit dem unsere Tochter kurz vor Ostern zuhause anreiste? Nach dem samstäglichen Ibérico Presa folgte am Ostersonntag das Lammfleisch. Lammlachse vom schottischen Weideschaf, dry aged am Knochen gereift für mindestens 10 Tage. Bäm! Ich habe noch nie zuvor Lamm dry aged gegessen und bin jetzt versaut für alle Zeiten. Ähnlich ging es mir vor einiger Zeit mit dry aged Schweinefleischvom Eichelmastschwein der BESH, das so ebenso aufregend und umwerfend nach Eicheln und Wurzel roch und schmeckte, dass es mich fast umriss. Und da waren sie wieder, meine Probleme.

Lammlachs dry aged mit grünem Spargel | Arthurs Tochter Kocht

Regionalität, der Gedanke, kein Fleisch von Kontinent zu Kontinent schippern zu lassen und gleichzeitig das Wissen, dass auch das Rad der kulinarischen Globalisierung sich nicht mehr zurück drehen lässt. Den schottischen Bauern jetzt arbeitslos machen? Und dennoch der Wunsch, solch ausgezeichnetes Fleisch auch beim fast örtlichen (Taunuslamm-)Erzeuger kaufen zu können. Der Metzger meines Vertrauens kann sich samt seines neuen Trockenreiferaumes schon wieder auf Sonderwünsche gefasst machen...
(Kurzer Nachtrag: Gestern habe ich den neuen Trockenreiferaum besichtigt. Projekt Lammfleisch dry aged aus Rheinhessen: Läuft.)

Lammlachs dry aged mit grünem Spargel und Baslilikum | Arthurs Tochter Kocht



Die Lammlachse durften sich ca. 1 Stunde bei Küchentemperatur entspannen und bekamen dann eine kleine Abreibung mit Rosmarinsalz und einem Hauch Muscovadozucker. Sehr heiß angebraten in Kakaobutter ruhten sie sich in einer Eisenpfanne gemütlich bis zur Kerntemperatur von 59° C aus. Der grüne Spargel kam aus dem Ofen, so wie ich es Dir hier beschrieben habe.

Lammlachs dry aged mit grünem Spargel | Arthurs Tochter Kocht

Wer dazu noch eine Sauce macht, gehört geteert und gefedert durchs Dorf getrieben!

Begleitwein, von Arthur persönlich gewählt:
il vino "dal tralcetto"
montepulciano d'Abruzzo
Cantina Zaccagnini

Bezugsquelle:
Enoteca 141
Franco Zarbano
Marktstraße 55
56564 Neuwied

Kochen für Arthur
I.

II.
PopcornsuppemitGarnelenundJakobsmuschel


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Basilikumeis mit Pfeffer-Erdbeeren und altem Basamico | Kochen für Arthur, 4. Gang

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Der Abschluss eines herrlichen, entspannten Familienessens mit meinem Papa. Und natürlich hat es mir große Freude bereitet, dass er Basilikumeis noch nicht außerhalb meiner Erzählungen kannte. Dazu Erdbeeren, die mit grünem gestoßenem Pfeffer, etwas Waldbeerenlikör und 15 Jahre altem Balsamico mariniert waren. So einfach, so unglaublich gut, so wenig braucht es, um wie ein kleines Kind das selige Eislächeln wiederzuerlangen. Die Kunst ist lediglich, den Pfeffer so zu dosieren, dass die kleine Schärfe ganz langsam von hinten um die Ecke kommt, in genau dem Moment, in dem Du nicht mehr damit rechnest. In einem anderen Beitrag 2011 schon einmal beschrieben hier das Rezept für ein Eis, das man gar nicht oft genug machen und genießen kann: 
  • 25 g Basilikumblätter
  • 150 g Zucker
  • 500 ml Sahne
  • 250 ml Milch
  • 5 große Eigelb (Ich habe 6 Größe M verwendet)
  • Die fein geriebene Schale einer Zitrone
  • 1 Prise Salz
Die Basilikumblätter, Zucker und 250 ml der Sahne im Mixer oder mit einem Pürierstab so fein wie möglich zerkleinern. Dabei musst Du aufpassen, dass Du die Sahne nicht schon steif schlägst, also besser mit kleinen Umdrehungen starten. Ich habe das Basilikum zuvor in etwas Milch zerkleinert, dann besteht die Gefahr des frühzeitigen Steifwerdens der Sahne nicht! Die Hälfte dieser Masse zusammen mit der restlichen Sahne in eine Schüssel füllen. Wenn Dein Mixer nicht so stark ist, und Du keine kleinen Blatteinsprengsel in der Eismasse haben möchtest, gießt Du die Masse durch ein feines Sieb. 

Die andere Hälfte der Basilikummasse mit der Milch und dem Salz in einem Topf erwärmen. Eigelbe schaumig schlagen und die warme Basilikummasse langsam zu den Eigelb geben. Dabei weiterschlagen. Die warme Eimasse nun wieder zurück in den Topf füllen, die Zitronenschale dazugeben und vorsichtig auf 77 - 79 Grad erhitzen. Dabei ständig rühren und großzügig über den Topfboden fahren. 

Durch ein Sieb (um die Zitronenschale heraus zu filtern) zu der übrigen Basilikummasse aus dem ersten Schritt geben, zügig abkühlen lassen und über Nacht im Kühlschrank durchkühlen lassen. Dann in der Eismaschine frieren. 

Basilikumeis mit Pfeffer-Erdbeeren und altem Balsamico

Das Originalrezept für das Eis stammt aus "The Perfect Scoop" von David Lebowitz.

Und übrigens:Punkt 1 meiner Liste! Check! Noch.Vor.Der.Zeit! Arthurs Geburtstag ist nämlich erst im Oktober :) 

Begleitwein:
Eiswein Scheurebe
2009
Weingut Michael Teschke
Laurenziberg, Rheinhessen

Warme Vichyssoise mit grünem Spargel, Anismyrte und Zander | Eine Suppe in vier Akten oder: So geht Spargel, Teil 4

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1. Akt
Im März waren P. und ich samt Freunden endlich wieder im Paradies zum Wurstkurs; eine Wiederholung für mich, das erste Mal wursten für P. Am Abend davor aßen wir im ausgezeichneten Restaurant des Spielweg eine Spargelcrèmesuppe mit Zander. Und immer Immer IMMER, wenn wir dort essen, egal was, heißt es sofort von P. noch mit vollem Mund: Das musst Du unbedingt auch mal machen! Seufz. Ich bekomme das eh nicht so hin, wer kann schon kochen, wie Karl-Josef, mal im Ernst! Aber frau ist ja ehrgeizig und eine Spargelcrèmesuppe sollte doch wohl zu schaffen sein. 

2. Akt
Am Osterdienstag (wir nennen ihn so, weil wir jedes Jahr noch einen weiteren Feiertag daraus machen) hatten wir Besuch von unseren Freunden aus dem Weinhaus & Restaurant Hahnenhof in Mainz. Das hat die Sache für mich nicht einfacher gemacht, denn der aller_aller_liebste_Lieblings_bester_Koch_der_Welt neben Karl-Josef Fuchs ist: Genau. Eugen von Heider, Ritter III. Grades und seines Zeichens Küchenchef im Hahnenhof. Wer diesen Blog schon länger liest, kennt die ein oder andere Ausschweifung, die wir ca. zweimal im Jahr außerhalb der Restaurantküche mit unseren Freunden pflegen. Da gab es z. B. das Entbeinen von Hühnern unter Alkoholeinfluss, oder auch einfach nur gutes Essen und gutes Trinken. 

Muffato della Sala, 2000, Castello della Sala, Antinori | Arthurs Tochter Kocht

Außer mir ein Rezept für die beste Spargelsuppe der Welt aus dem Ärmel schütteln zu müssen, stand ich also kaum unter Druck, danke der Nachfrage und kein Mitleid bitte. Aber wie ein Ritter in schützendem Gewand galoppierte Robert aus seiner la mia cucina heran und rettete mich. Er beschrieb vor kurzem ein Rezept aus dem Blog von Anne-Sophie Pic für eine Vichyssoisse mit grünem Spargel und Anis. Mein Credo lautet: "Wenn ich schon scheitere, dann nur groß". Und so war klar, die Spargelcrèmesuppe war gestrichen, die Vichyssoise musste her. Schließlich harrt das Grundrezept (bei mir stets nach Siebeck, dem ollen Franzosen^^) schon sehr lange der Veröffentlichung, denn im Ernst - kann es im Sommer eine fantastischere, erfrischendere Suppe geben, als diese? (Für die Seriennerds unter euch: Alfred, der Diener aus Downton Abbey, muss sie in Staffel 4, Folge 8 oder 9 für seine Bewerbung als Koch-Azubi im Ritz, London, kochen). 

3. Akt
Abgewandelt wurde von mir im Grundrezept nur wenig; was will, was darf man an einem solchen Küchenklassiker überhaupt verändern? Ich gebe einer Vichyssoise stets ein wenig mehr grünen Lauch hinzu als offiziell gewünscht, einfach um die Farbe der späteren Suppe zu intensivieren. Auch habe ich keinen Gemüse- sondern Geflügelfond verwendet. Und als Abwandlung zu Roberts und Anne-Sophies Rezept gab es bei mir eben kein gewöhnliches Anis, sondern Anismyrte, dieses fast irritierend rätselhaft duftende Kraut, mit seinem Hauch nach Lakritze, aber viel feiner als diese, jeder Teelöffel Pastis würde nachgerade plump wirken gegen sie. Dazu gab es kleine Tranchen von Zander, leicht mehliert, auf der Haut gebraten, kurz gewendet, und dann auf die Suppe gelegt. 

Warme Vichyssoise mit grünem Spargel, Anismyrthe und Zander | Arthurs Tochter Kocht

4. Akt
Lieber Robert, was soll ich sagen? Kann ein Danke reichen? Ich versuche es: Danke! Einen Moment herrschte Stille am Tisch vor Begeisterung, sie konnten es alle nicht fassen. Ich war kurz irritiert, aber dann: Meine Gäste waren hingerissen und ich halte es durchaus für möglich, dass eine weitere winzig kleine Abwandlung dieses Rezeptes bald in einem bekannten Mainzer Weinhaus & Restaurant auf der Karte stehen wird. Denn was unsere Freunde zu ihrem Koch, dem Ritter, umgehend sagten, war dies: DasmusstDuunbedingtauchmalmachen! 



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Jeden Tag ein Buch! | Die dritte Woche vom 26. Mai - 1. Juni 2014

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Wir sind viele!

Jeden Tag ein Buch - das Logo. Logodesign by Ariane Bille, Berlin
Die dritte jteb-Woche vom 26. Mai - 1 Juni 2014

Hallo Ihr lieben Buchsüchtigen!
Die dritte JedenTag einBuch-Woche ist schon lange angekündigt, hier und heute noch einmal der offizielle Aufruf! Ich weiß von vielen, die ihre Buchbesprechungen bereits seit Wochen vorbereitet in der virtuelle Schublade liegen haben und es ebenso wie ich kaum noch abwarten können. Also ab heute nur noch 13x schlafen bis zum 26. Mai und dann sieben Tage lang Bücher, Bücher, nichts als Bücher in den Blogs!

Beim letzten Mal
sind unglaubliche 220 Buchbesprechungen zusammengekommen! Ihr könnt euch vorstellen, dass es eine ziemliche Arbeit macht, alle Links zu sammeln, zu sortieren, Fragen zu beantworten etc. Aus diesem Grund gibt es hier noch einmal eine kleine Übersicht der Regeln, samt ein oder zwei Änderungen. Diese dienen lediglich dazu, es für alle Beteiligten so arbeitsunaufwändig wie möglich zu machen. Von meinem technischen und layout-Support für die eingerichtete domain zu jteb musste ich mich leider trennen, daher habe ich die Seite vorläufig still legen lassen. Im Hintergrund wird derzeit neu gestaltet, so dass das Projekt bald wieder mit eigener Seite laufen wird. Das "Abzweigen" von Domains scheint derzeit unter Bloggern um sich zu greifen, ein mir unbegreiflich schäbiges Verhalten! Wichtig ist jedoch in diesem Zusammenhang, dass der Blogger Steffen Sinzinger nichts mit meinem Projekt jteb zu tun hat, auch wenn er nach wie vor durch eine entsprechend eingerichtete Domain den Eindruck zu erwecken versucht. 

Kommen wir zur Hauptsache - dem Buch!
Jeden Tag ein Buch - das heißt bisher: In 2 x 7 Tagen über 380 Buchbesprechungen von über 200 Bloggern, begeisterte Verlage und Herausgeber, entzückte Autorinnen und Autoren, auf den Tischen tanzende Lektorate und nicht zuletzt eine Astrid mit qualmender Tastatur und rauchendem Kopf. Daher bitte ich euch, folgende Dinge zu beachten:

Genussbuch bedeutet,
dass es sich nicht zwingend um ein Kochbuch oder Ähnliches handeln muss. Genuss liegt in so vielen Momenten und Dingen unseres Lebens verborgen, dass Du auch gerne über einen berauschenden Opernführer schreiben kannst. Dass jeder Blogger jeden Tag über ein Buch schreibt, ist eine grandiose Wunschvorstellung. Aber wir alle werden uns bemühen, das Thema Genussbuch in diesen 7 Tagen in den Focus unserer Berichte zu stellen. Es gibt bei Facebook eine Gruppe zu diesem Thema, in der Fragen beantwortet werden und sich Teilnehmer_innen  melden können. Ansonsten stehen natürlich auch die beteiligten Blogs über die Kommentarfunktion oder per Email gerne für Fragen und/oder Anregungen zur Verfügung. Gastblogger sind uns hierbei ausdrücklich willkommen! Melde Dich beim Blog Deiner Wahl, wenn Du als Gastblogger schon immer mal auch in dieses Internet schreiben wolltest!

Wie Du teilnimmst:

  • Im Zeitraum vom 26. Mai - 1. Juni 2014 bloggst Du über so viele  Genussbücher, wie Du magst. Dabei kannst Du den Begriff Genussbuch weit fassen. In der letzten Woche entpuppte sich z. B. "Die Schatzinsel" als Käseführer und sogar ein Kochbuch für Hamster war dabei!
  • Du verlinkst Deine Buchbesprechungen bitte in DIESEN Artikel, das Logo kannst Du Dir gerne hier herauskopieren. Bitte gebe in den Bilddaten den Credit: "Logodesign by Ariane Bille" an
  • Bitte verlinke Deine Beiträge hier in den Kommentaren von DIESEM Artikel, damit alle Teilnehmer_innen jederzeit mitlesen können und niemandem etwas entgeht
  • Für die Zusammenfassung am Ende der Woche schickst Du mir die Links zu Deinen Beiträgen bitte über das Formular am Ende dieses Beitrages!
  • Bitte verbinde Deine Beiträge zu jteb nicht mit Verlosungen, Gewinnspielen etc. Wenn Du ein Buch verlosen möchtest, freuen sich Deine Leserinnen und Leser darüber auch später noch und Küchenmaschinen passen thematisch sowieso eher weniger
  • Bitte nutze den hashtag #jteb
  • Bitte schau zwischendurch immer mal wieder in diesen Artikel, falls mir noch etwas einfällt, erscheinen hier die updates! 
  • Wenn Anregungen, dann anregen; wenn Fragen, dann fragen! 
Mensch, was freu' ich mich! 



Danke, dass Du dabei bist!




Roh marinierter Spargel im eigenen Sud mit Riesengarnelen, Shiso Purple und rotem Senf | So geht Spargel, Teil 5

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Eigentlich sollte Teil 5 meiner kleinen "so geht Spargel"-Reihe sich mit der Methode "Spargel im Bratschlauch garen" beschäftigen - allein: Es gibt so Tage, da gelingt echt nix. Fast nix. Also jedenfalls keine Fotos. Dann sollte man es lassen, das Essen genießen und die Bilder von eben diesem in die Tonne treten. Dafür zeige ich Dir heute mein Mittagessen von vorgestern - ein kleiner Spargelsalat. 

Roh marinierter Spargel im eigenen Sud mit Riesengarnelen, Shiso und rotem Senf
Gemüse roh zu marinieren ist zwar ein alter Hut, aber ein guter und das Gute kann man nicht oft genug postulieren. 2012 habe ich Dir dieses Verfahren am Beispiel von Radicchio beschrieben, den ich gerne vorab mariniere und dann entweder gleich so verputze oder ergänzend in den Ofen schiebe. Besonders im Falle des heutigen Spargels handelt es sich jedoch eigentlich nicht um eine Marinade, sondern um einen Rub. Eine Marinade soll in das jeweilige Lebensmittel einziehen, außerdem ist sie stets flüssig. Der Zucker-Salz-Rub wiederum entzieht die Flüssigkeit und ist komplett trocken. Allerdings liegt der Spargel durch das Entziehen von Wasser in seiner eigenen Flüssigkeit, was das Ganze zu einer Brine macht. Also haben wir hier einen gerubten, brinierten Spargel, was einigermaßen abseitig klingt, daher bleibe ich vorläufig beim - leider falschen -  Begriff "mariniert" - bis mir oder Dir(?) ein besserer einfällt. 

Was kompliziert klingt, ist denkbar einfach. Der Spargel wird geschält, dicke Stangen werden halbiert (längs, nicht quer!) und dann mit der jeweils gleichen Menge Salz und Zucker eingerieben. Jetzt kannst Du sie in einer Schale liegen lassen und dabei zusehen, wie der Spargel Wasser zieht. Um den Vorgang zu beschleunigen und den Geschmack zu intensivieren, vakuumiere ich die Stangen nebeneinanderliegend. Also Schale geht gut, Vakuum ist besser. 2 Stunden Zeit solltest Du den Stangen jedoch auch bei der Vakuum-Methode lassen. Den entstehenden Sud schmecke ich mit ein wenig Verjus (ersatzweise Apfelessig) ab und habe so das perfekte Dressing für den Salat. 

Roh marinierter Spargel im eigenen Sud mit Riesengarnelen, Shiso und rotem Senf

Shisokresse gibt dem ganzen pfeffrige Würze, die Blätter des rotenSenfkrautes ein Aroma, das an Wasabi und Meerettich erinnert. Dazu ein paar Riesengarnelen - fertig. Der Spargel bleibt sehr knackig, ungefähr so, als hättest Du ihn kurz blanchiert - für Gebissträger und Anhänger der "ich koche Spargel gerne in Wasser tot-Methode also denkbar ungeeignet.

Dir und Deinen Lieben ein feines Wochenende!


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Supperclub im Mai - Das Menü samt begleitender Weine

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Vergangenen Samstag wurde gesuppert und ich hatte (mal wieder) die besten Gäste der Welt! Wir haben um 19:00 h angefangen und erst nachts um 1:00 h habe ich alle am großen Hoftor verabschiedet. Wunderbar! Der Abend hatte diesen Feenzauber von Familienessen mit den dampfenden Schüsseln des coq au vin auf dem Tisch und dem Lachen und Glück, das über der Tafel schwebte. 

Wir begannen bitter-sauer um die Geschmacksnerven ordentlich durchzuputzen mit

Jakobsmuschel-Ceviche mit Pink Grapefruit auf Avocado

Jakobsmuschel-Ceviche mit Pink Grapefruit auf Avocado
Aperitif
Crémant de Loire
Brut
2011
Ladubay blanc

Es folgte pfeffrig-salzig eine 

Spargelmousse mit Lachs in Kaffee-Pfeffer-Beize und Cognac

den ich bereits hier vorgestellt habe und von dem ich derzeit nicht lassen kann. P. ist der Meinung, er würde zu meinem neuen signature dish, nach den Jahren der Ochsenbacken.

Spargelmousse mit Lachs in Kaffee-Pfeffer-Beize und Cognac mit Forellenkaviar und confiertem Wachteleigelb

Wein:
Grauburgunder trocken
2013
Weingut Metzger
Pfalz

Würzig-pfeffrig sollte es werden mit Brunnenkressesuppe, leider bekam ich keine Kresse in guter Qualität in und meine eigene ist noch nicht groß genug. So bin ich kurzfristig auf eine

Spargelcrèmesuppe mit Kerbel und Oxalis Red

ausgewichen.

Spargelcrèmesuppe mit Kerbel und Oxalis


Wein:
Grüner Silvaner
2013
Trocken
Weingut Manz
Rheinhessen

Es folgte Soulfood vom Feinsten mit leichter Säure im Gepäck

Coq au riesling mit aromatischem Thymian und kräftigem Brot


coq au riesling mit Thymian

Wein:
Riesling
2012
Trocken
Weingut Knewitz
Rheinhessen

Wir beschlossen den Abend süß-säuerlich-kräuterig mit 

Rharbarber-Joghurt-Eis im Sud von Anismyrte


Wein:
Dry White
Porto
Niepoort
Portugal

Die jeweiligen Rezepte werde ich in den nächsten Tagen veröffentlichen und auch hier im Beitrag peu à peu verlinken.

Wenn auch Du einmal im Supperclub zu Gast sein möchtest, dann schreibe mir an astrid@arthurstochterkocht.de, die Termine findest Du als Veranstaltungshinweise auf meiner Facebookseite.


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Jakobsmuschel-Ceviche mit Pink Grapefruit auf Avocado

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Der erste Gang des Menüs im Supperclub ist ebenso schnell erklärt, wie gemacht. 
Die Ceviche ist ein Gericht, das aus Peru kommend seinen Siegeszug durch die Küchen der Welt angetreten hat. Gerade bei warmen Außentemperaturen ist es mit seiner erfrischenden Aromatik perfekt. Traditionell wird weißfleischiger, gewürfelter Fisch in Limettensaft "gegart"; ähnlich wie beim Kochen denaturiert das Fischeiweiß - hier nicht durch Hitze, sondern durch die Säure. Dazu muss man keine Limetten verwenden, ich habe hier den aufgefangenen Saft vom Filetieren der Grapefruit genutzt unter Zugabe von einigen Spritzern Zitronensaft. Im Original - so es dieses gibt - wird oftmals die nur wenig bekannte Paprikasorte capsicumpubescens zugegeben, bekannt auch unter dem Namen Rocoto. Ich helfe mir an dieser Stelle mit einer meiner eigenen Chilisorten aus, z. B. dem blogbekannten NymphenburgerKnubbel. Etwas Salz, traditionell rote Zwiebeln, auf die ich verzichtet habe. 

Die Avocado wird ebenfalls gewürfelt, mit Zitronen- und Grapefruitsaft abgeschmeckt und kräftig mit Salz und Chili gewürzt. Die Filets der Grapefruit werden kurz vor dem Servieren unter das Fleisch der Jakobsmuschel gehoben, genau wie frische gezupfte Blätter vom Koriander. 

Bitter und sauer - ideale "Befreier" der Geschmacksnerven und perfekter Einstieg in ein Menü.

Jakobsmuschel-Ceviche mit Pink Grapefruit auf Avocado
Kleiner Hinweis in eigener Sache: 
Heute Abend läuft auf Kochblogradio.de

Kochblogradio.de | Logo

eine Sondersendung zu JedenTag ein Buch. Im Interview plaudere ich ein wenig über die Entstehungsgeschichte und Entwicklung meines "Babys". Ich versuche, euch bis heute Abend noch den Link zum Stream zu organisieren und trage ihn dann hier nach. Reinhören!

Nachtrag:
http://sv88.streampanel.net:2199/tunein/forguxxf.pls

Habt alle einen schönen Tag! 





Every grain of rice von Fuchsia Dunlop | Jeden Tag ein Buch

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Mit großer Freude begrüßt euch heute meine Gastbloggerin Gabriele Gugetzer, Kochbuchautorin, freie Rezeptredakteurin für effilee, Stern - gesund leben, essen & trinken und viele andere mehr. Unter anderem schreibt sie Kochbücher für den Verlag Gräfe und Unzer, ihr aktuelles Buch "Roh" habe ich hier vorgestellt. Weitere Infos gibt es auf der Seite des FEC *klick*

Every grain of rice von Fuchsia Dunlop




Was für ein Name, Fuchsia (Fjuschia ausgesprochen) Dunlop, wie der Reifen. Damit macht man einfach keine Karriere im Bankensektor. Sondern geht als Frischling nach Chengdu, Provinzhauptstadt und kulinarisches Mekka für alle, die wissen, dass man in China nicht nur Hunde isst (hat sie nicht) oder frisch geschlachtete Schlangen (hat sie schon).

Vor knapp zwanzig Jahren war Fuchsia Dunlop die erste Europäerin, die an der Kochschule von Chengdu in der Provinz Sichuan das Kochen lernen wollte. Wer China kennt, auch nur ein bißchen, der weiß, dass allein dieses Unterfangen ein Buch wert ist – tatsächlich hat sie ihre Memoiren darüber verfasst, lustig sind die und beeindruckend („Shark’s Fin and Sichuan Pepper: A sweet-sour memoir of eating in China“). Denn es waren ja nicht nur Techniken und Utensilien, die völlig anders sind wie im Westen, heute noch. Es sprach auch überhaupt niemand Englisch. Also lernte sie Sichuan Mandarin. Zeichen inklusive. Sie lernte überdies, dass man Frühlingszwiebeln auch in Form von Pferdeöhrchen (ma er duo) schneiden kann, dass Brunoise in China ebenfalls bekannt ist (ke), dass Chinesen alles mit vier Beinen essen, nur keinen Tisch – und nicht nur aus Angabe, sondern auch, weil die letzte furchtbare Hungersnot das Riesenland erst in den 1980er-Jahren heimsuchte.

Sie lernte und lernte und schrieb Kochbuch um Kochbuch, ich habe sie alle. Ihr neuestes widmet sich nun einer Variante dessen, das wir Deutsche für die tollste Küche der Welt halten. Anstelle von cucina alla mamma bringt sie chinesische Hausmannskost für jeden Tag.

Gemacht ist das Buch für Einsteiger. Produkte zwischen Würzsauce und Trockenpilz werden präzise beschrieben, wie man ein chinesisches Hackebeil schärft, wird auch gezeigt (ist gar nicht so einfach). Und überhaupt ist dieses Buch ganz im Gegensatz zum Buch von Judy Rodgers, als absolut gelingsicherer Küchenratgeber aufgebaut. Links steht das Rezept. Übersichtlich gelayoutet, chic auch in Mandarin-Schriftzeichen dargestellt. Die Zutaten sind metrisch und problemlos zu bekommen, einen Asien-Laden vorausgesetzt. Rechts steht das Foto.

Die Fotooptik ist tatsächlich so appetitlich, als seien wir nicht in China, sondern in Japan unterwegs. Auch das ist für alle, die schon mal in China waren, bestimmt ein Pluspunkt. Mit der Küchenoptik hat man es noch nicht allerorten so sehr wie bei uns, und Gepflogenheiten wie die, ein Huhn mitsamt Federn in den Kochtopf zu befördern, kann durchaus ein schlagartiges Sättigungsgefühl beim Zuschauer hervorrufen, aber...

... genau so sind Frau Dunlops Rezepte eben nicht. Fix mal Sojasprossen mit getrockneten Shrimps und einem Schuss Sojasauce zusammengerührt, kaltes mariniertes Huhn mit Sesamsaat bestreut und es schmeckt nicht nur ungewöhnlich fein, sondern sieht sehr schön aus, getrocknete Tofuhaut, die an Bambus erinnert, im farbigen Dreiklang mit Frühlingszwiebeln und Chilis (auch die sind auf westliche Gaumen zugeschnitten; in Sichuan selbst misst man Chilischärfe ähnlich wie in Korea mit dem Löffel ab, nicht mit der Messerspitze). Eine gedämpfte Forelle, supersimple Austernpilze, ein wärmender Suppenklassiker mit Spiegelei, Nudeln und Tomaten im selbst gemachten Nudelsud... so geht das über 300 Seiten ansprechend, pfiffig, lecker und fein weiter.

Vielleicht kommt dieses Buch dann auch mal in einer deutschen Übersetzung auf den Markt. Das wäre ihr zu wünschen. Zumal ihr ein bißchen Karriere im Bankensektor bereits gelungen ist: Fuchsia Dunlop schreibt regelmäßig für die englische Financial Times, eine der unspießigsten Zeitungen, die ich kenne.


Every Grain Of Rice Simple Chinese Home Cooking
By Dunlop, Fuchsia
Jun-2012
Englisch,  Gebundene Ausgabe

Text: Gabriele Gugetzer

"Vegan in Topform" von Brendan Brazier | Jeden Tag ein Buch

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Bereits seit der ersten jteb-Woche ist meine heutige Gastbloggerin, Heide Dombrowski, mit dabei. Ich freue mich sehr, dass sie heute ein veganes Kochbuch im Gepäck hat, da ich mich in der letzten Zeit sehr mit diesem Thema auseinandersetze. Vielen Dank, liebe Heide! Schön, dass Du wieder dabei bist!


Text von Heide Dombrowski
Vor knapp 3 Monaten überraschte mich mein Mann mit der Ansage, dass er ab jetzt vegetarisch kochen und essen wird – seiner Gesundheit zuliebe. Für mich war es gelinde gesagt ein Schock, ich bin Flexitarier, der bei Bedarf auch mal der sprichwörtlichen Kuh in den Hintern beißt und rohen Bio-Lachs ganz sicher nicht des Tellers verweist, auch nicht vom Frühstücksteller. Da bei uns mein Mann kocht und ich aus der Not keine Tugend machen wollte (wie die Sache mit dem Kochen ler nen ausgehen kann, haben wir ja schon an anderer Stelle von Frau Neudecker lesen dürfen), habe ich mit leicht schiefem Blick die Idee für gut befunden, allerdings die Bedingung gestellt, dass er dann auch auf Milchprodukte verzichten muss – wenn, dann leiden bitte beide … . 



D.h. intensive Beschäftigung mit veganer Küche stand an, man hatte ja diverse Horrorstories ge hört, wie schnell man gesundheitlich am Krückstock geht, wenn es nicht regelmäßig gute Butter, ein ordentliches Steak und viel gesunde Milch gibt. Die Sache mit der Milch hatte ich vorher schon nicht geglaubt: Ich bin schließlich neben vielen anderen Menschen auf diesem Planeten der leben de Beweis, dass artfremde Milch nicht überlebenswichtig ist – Kuhmilch habe ich schon als Baby als ungenießbar klassifiziert und habe seit 45 Jahren nicht einen Knochenbruch zu verzeichnen, trotz Schulhofprügeleien, Fahrradstürzen und merkwürdigen Verrenkungen beim Salsa. In zwischen weiß ich, dass man sich mit etwas gesundem Menschenverstand und vernünftiger Zu sammenstellung der Gerichte auch ohne Fleisch und Fisch gesund ernähren kann, wenn man will. 

Im Laufe der Recherchen habe ich mich dann also mit den aktuell „modernen“ Autoren zur vega nen Küche beschäftigt, und da Herr Hildmann mir aus hier nicht weiter zu erläuternden Gründen nicht sonderlich sympathisch ist, habe ich das Buch von Brendan Brazier gekauft. 

Die ersten 5 Kapitel des Buches nutzt Brazier, um Hintergrundwissen zu vermitteln. Diesen Teil sollte man sich unbedingt durchlesen, wenn man seine vorherigen Bücher zur „Thrive-Diät“ nicht kennt und auch sonst keine theoretische Abhandlungen zur veganen Ernährung gelesen hat, auch wenn man ei gentlich nur auf die Rezepte aus ist. Denn auf diesen 155 Seiten kann man viel über Ernährungsstress, Nährstoffdichte, Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln, ihrer Produktion und den Auswirkungen auf unsere Umwelt, Ressourcenmanagement und Nachhaltigkeit lernen. Weiterführende Informationen, wie Linktipps, Literaturhinweise etc. gibt es dann im Anhang für alle, die sich intensiver mit der Materie be schäftigen möchten. Für Weltreisende liefert er auch noch ein paar Restaurantempfehlungen. 

Ab Seite 164 geht es dann mit den Rezepten los – Brazier hat sich dafür Unterstützung von 5 Spitzen köchen geholt, ca. die Hälfte der Rezepte stammt von Julie Morris (www.juliemorris.net).

Sortiert ist der Rezeptteil in die üblichen Kochbuchkategorien (Getränke, Frühstück, Salate, Suppen, Hauptgerichte …). Man findet sich schnell zurecht. Jedes Rezept ist wie folgt aufgeteilt: 
  • Foto 
  • Titel mit verantwortlichem Koch, Kennzeichnung, ob es Rohkost ist oder nicht. 
  • Zubereitungszeit und Anzahl der Portionen und wichtige Hinweise, z.B. ob etwas über Nacht eingeweicht werden muss
  • Zutatenliste 
  • Zubereitung 

Wenn „Superfoods“ vorgesehen sind, sind sie oft optional, oder es gibt – wie auch bei
einigen anderen Zutaten – Hinweisen, wodurch sie ggf. zu ersetzen sind. Zutaten wie Chiasamen, Hanföl und diverse Kerne, Hülsenfrüchte und Saaten sollte man aber auf jeden Fall im Vorratsschrank haben, wenn man anfängt vegan zu kochen.  

Inzwischen haben wir diverse Hauptgerichte, Salate und einiges andere ausprobiert. Wer gerade frisch umsteigt von „guter deutscher Hausmannskost“ auf vegane Küche, sollte die angegebene Anzahl von Portionen etwas kritisch betrachten. Die passen dann einfach nicht, weil der Körper noch daran ge wöhnt ist relativ große Mengen Nahrung zu sich zu nehmen, um die benötigten Nährstoffe zu bekom men – ein Gericht für 6 Personen reicht anfangs höchstens für 2. Nach einigen Wochen gewöhnt man sich aber an deutlich kleinere Portionen, dann passen die Angaben in etwa. 
Es ist überhaupt sehr hilfreich sich anfangs die ausgeguckten Rezepte am Tag vor dem Kochen (oder auch eine Woche vorher) durchzulesen, um zu prüfen, ob die benötigten Zutaten vorhanden oder zu mindest zügig besorgbar sind. In 99% aller Fälle ist das zumindest bei uns der Fall und ich denke in je dem anderen gut sortierten Haushalt ebenfalls, sofern gern, oft und frisch gekocht wird. Abgesehen von einigen „Superfoods“ haben wir eigentlich alles im Haus, oder wissen, wie wir das ein oder andere ver nünftig ersetzen können.  

Was gefällt mir an dem Buch?
Es wird auf Tofu, Weizen und vor allem auf Ersatzprodukte wie veganer Käse oder vegane Würstchen und ähnlichem Unsinn verzichtet. Die vegane Küche ist in meinen Augen so abwechslungsreich, dass man keine „als-ob-Produkte“ braucht. Und wenn der Körper mal nach Kalbsbäckchen in Rotwein-Schokosauce verlangt, sollte man sie sich mit einem zufriedenen Grinsen gönnen und kein Seitan-Schnitzel frustriert von links nach rechts kauen … . Ent-sprechend gibt es auch keine Gerichte wie „vegane Königsberger Klopse“. Merkwürdigkeiten wie Quorn verbieten sich zum Glück von selbst, da nicht vegan.    

Die Rezepte sind verständlich und bei Bedarf auch für Kochlegastheniker wie mich umsetzbar. Für Kochprofis wie meinen Mann sind sie gut zu kombinieren und einfach zu variieren. 
Bei nicht einfach zu organisierenden Zutaten gibt es Hinweise auf Alternativen.
Die Zeitangaben kommen in etwa hin, ein bisschen Küchenerfahrung sollte man aber haben und nicht erst bei Kochbeginn anfangen die Zutaten aus dem HWR und aus dem Supermarkt zu organisieren. 

Es gibt  oft hilfreiche Tipps und Variationsvorschläge.
Es gibt ein Leseband! Leider nur eins (ich bevorzuge bei Kochbüchern 3-5 verschiedenfarbige), aber immerhin EIN LESEBAND! Der Autor ist aus (gesundheitlicher) Überzeugung und seit vielen Jahren Veganer, er hat sehr viel Hintergrundwissen und gibt dieses auf sympathische Art und Weise weiter (vielleicht finde ich ihn auch nur sympathisch, weil er ebenso wie ich ein Fan von Grünkohlchips ist). Man be kommt beim Lesen nicht das Gefühl, dass einem eine neue Religion angedreht werden soll, oder dass da jemand auf einen neuen Trend aufgesprungen ist um Kohle zu scheffeln. Der Mann lebt aus Überzeugung vegan, zieht seinen Nutzen daraus und sieht zu, dass er auch nach seiner Karriere als Profisportler eine Einkommensquelle hat. Außerdem muss er nicht ständig das eigene Ego streicheln, sondern hat sich qualifizierte Unterstützung von Kochprofis geholt, und grinst den Leser nicht auf jeder 3. Seite an, schon gar nicht mit einem Brokkoli po sierend. 

Was gefällt mir nicht?
Man sollte die Rezepte sorgfältig lesen und auf Konsistenz prüfen, ansonsten macht man mal eben für einen Salat für 2 Personen 1 Liter Dressing … . Manchmal wird etwas auf Vorrat her gestellt, da sollte man sich halt überlegen, ob man genau dieses Dressing in den nächsten Ta gen zu einem anderen Salat haben möchte, oder die Mengen anpassen.

Es gibt einen Stichwort- und einen Rezept-Index. Leider verweist der Stichwort-Index nicht auch auf die Rezepte, sondern nur auf den Theorieteil. Das ist sehr schade. Es kommt oft vor, dass wir z.B. Pastinaken und/ oder rote Beete im Kühlschrank finden, dann möchte ich gern schnell finden, was wir damit machen können. Die Vorstellung wichtiger Nahrungsmittel ist manchmal etwas zu knapp – bei den Algen fehlt mir z.B. der Hinweis, dass sie stark jodhaltig sind, was nicht für alle Menschen gesund ist. Und es fehlen Querverweise zu den Rezepten. Zwar werden manche Gerichte so ähnlich wie bekannte nicht-vegane Produkte genannt, aber das kann auch an der Übersetzung liegen. Z.B. wird eine sehr leckere Cashewcreme „Cashew-Sauerrahm“ genannt, aber das sind zum Glück Ausnahmen. 

Für vegan-Anfänger wären Wochen-Menue-Vorschläge hilfreich, um eine Idee zu bekommen welche Nahrungsmittel vom Durchschnittsbürger in welchen Mengen in etwa gegessen werden sollten um eine ausreichende Versorgung zu garantieren. Vielleicht steht es ja schon auf der To-Do-Liste für die nächste Ausgabe … . 

Fazit: 
Seit der Umstellung – in erster Linie auf Basis dieses Buches – habe ich gut 10% meines Kampf gewichtes verloren und fühle mich körperlich und mental fitter als jemals in den letzten Jahren. Ich finde es faszinierend, wie viele neue Geschmackseindrücke ich in den letzten Wochen bekommen habe und sicher auch künftig noch bekomme, obwohl ich behaupten möchte, dass wir in den letzten 20 Jahren wirklich viele neue Rezepte probiert und ganz sicher nicht jeden Tag 08/15 gekocht haben. Milch, Milchprodukte und Eier fehlen mir überhaupt nicht, auf Fisch und Fleisch will ich aber noch nicht ganz verzichten, dafür schmeckt es mir einfach zwischendurch mal zu gut. 
Kurz: Mein Mann darf gern weiter vegan kochen :)

Vegan in Topform - Das Kochbuch: 200 pflanzliche Rezepte für optimale Leistung und Ge sundheit von Brendan Brazier
Gebundene Ausgabe: 440 Seiten
Verlag: Unimedica ein Imprint der Narayana Verlag; Auflage: 1 (März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3944125177
ISBN-13: 978-3944125176
Größe und/oder Gewicht: 24,4 x 17,8 x 2,8 cm
Preis: 29,00 Euro

Tip:
Die zweite (sinnvolle) Anschaffung war kurz danach „Nährstoffe in Lebensmitteln: Die große Energie- und Nährwerttabelle“ von Beate Heseker und Prof. Helmut Heseker




The Zuni Café Cookbook von Judy Rodgers | Jeden Tag ein Buch

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Auch heute habe ich die große Ehre, eine Rezension von Gabriele Gugetzer veröffentlichen zu dürfen! Sie hat für mich die 3. jteb-Woche eröffnetund schließt sie mit einer Liebeserklärung an Judy Rodgers ab. Vielen Dank, liebe Frau Gugetzer, dass Sie mir und allen Leserinnen und Lesern von jteb die Ehre gegeben haben! 

The Zuni Café Cookbook von Judy Rodgers



Lange Zeit schämte ich mich ein bißchen für mein Interesse am Kochen. Immerhin hatte ich nach einem relativ hohen Arbeitseinsatz (mir fällt nur das Faulsein in den Schoss) einen amerikanischen Studienabschluss unter dem Gürtel, da ließe sich wahrhaft über Wichtigeres schreiben als über die Tatsache, dass Bratkartoffeln in Gänseschmalz einfach am besten schmecken, was man im Südwesten Frankreichs selbstverständlich weiß und meine Oma in Niederbayern wusste es auch und sonst scheinbar niemand. Gripstechnisch hätte ich es schaffen können, halbwegs lesbar über die Expatriates in Paris zu promovieren oder, bewaffnet mit Kenntnissen in Soziologie und Oral History und einer typisch deutschen Liebe zu Indianern, die Rolle der Frau im Reservat zu analysieren oder alternativ mal bei Amnesty International vorzusprechen...

Aber irgendwie war es das alles nicht, und ich schämte mich. 

Bis zu dem Tag, als ich im leicht verstaubten und damit typisch Londoner Laden Books for Cooks dieses Kochbuch in die Hand gedrückt bekam. Kiloschwer und fest gebunden, ließe sich damit problemlos ein erfolgreicher Mord begehen; der Kommissar würde die Mordwaffe nie im Buchregal vermuten. Der Schutzumschlag zeigte Nektarinen, frische Mandeln und Prosciutto, fotografiert in diesem rustikalen Stil, der Ende der 1990er-Jahre populär wurde. Die Autorin Judy Rodgers, so las ich, hatte als rotzlöffeliger Teenager das Riesenglück, als Austauschschülerin bei den Gebrüder Troisgros (ja, denen) zu landen. Danach studierte sie noch anstandshalber Kunstgeschichte in Stanford, ging nach dem Uni-Abschluss aber stantepede in die Lehre bei Alice Waters, deren Restaurant Chez Panisse in San Francisco die Foodrevolution in Kalifornien ein bißchen mit einläuten half. Ebenfalls in San Francisco stand seit 1987 ihr Restaurant, das Zuni Café. 

Der Rest ist Geschichte, jedenfalls kennen sie in Amerika viele Leute oder sollte ich sagen, kannten sie, weil sie Ende 2013 mit 57 Jahren an Krebs starb.

Was liebe ich an ihrem Kochbuch? Schon mal die Tatsache, dass es gar keines ist, sondern ein Lesebuch. Es ist unpraktisch. Die Rezepte laufen über diverse Seiten. Die Zutatenliste ist auch nicht gerade übersichtlich gelayoutet. Die Einleitung zum jeweiligen Rezept ist eine durchaus irritierende Mischung aus oberlehrerhaft und baumelig, wie wir in Hamburg sagen, wenn jemand die Uhr nicht lesen kann und baumelig um 16 Uhr kommt, was dann alles Mögliche meinen kann. Auf über 550 Seiten hat sie sich ausgemährt, und Rezeptfotos gibt’s höchstens eine Hand voll. 

Scheinbar, so entdeckte ich an diesem Apriltag, konnte Kochen mehr sein als eine Ansammlung von Rezepten, jedes davon ausgeleuchtet bis in den letzten Winkel, damit bloß nix schief geht. Das beeindruckte mich schon beim ersten Durchblättern ungemein. Wie auch das schöne beigefarbene Papier. Die Liebe zu Fonts und dem Kaufmanns-Und, das auf Englisch so ansprechend Ampersand heißt. Der 25-seitige Index. Die seltsamen Kapitel, beispielsweise „The practise of salting early“, das über fünf Seiten läuft. 

Dabei war Judy Rodgers mitnichten ein Küchenpionier, wie wir das mittlerweile kennen. Sie stellte nur den Geschmack ein bißchen neu ein. Ihre Küchentechnik war französisch, die Ausrichtung amerikanisch, denn dort lebte sie. Brathähnchen, ja, Hamburger, ja, Caesar Salad, ja. Aber auch ein Friséesalat mit getrüffeltem pochiertem Ei, in Schweineschmalz gekrossten Croûtons und gebackenen Rosinen. Von den Troisgros-Brüdern lernte sie das Carpaccio mit Bratkartoffeln und Trüffeln. Aus der Hippieküche vier Zubereitungsarten für Grünkohl – nö, damals war Grünkohl noch kein Superfood für den Smoothie. Aus Italien das Risotto, das sie mit Wildreis verfeinert, von ebenda die Gnocchi, die bei ihr sechs Seiten Text erfordern, von ihrer Küchenchefin Martha schwäbische Spätzle, die tagsüber tellerweise verdrückt wurden („und für Abends nahm ich mir dann noch welche mit nach Hause“). 

Diese Mischung aus unterschiedlichen Länderküchen und der Kultur um sie herum ist für mich das, was amerikanische Küche ausmacht, und als studierte Amerikanistin konnte ich nun endlich mal Kochen und Hörsaal. Dass Kochen und Essen und die Liebe zu Produkten ernstzunehmende Themen sind, das hat sie mich gelehrt. Die Leidenschaft, mit der sie Wissen weitergab und geschmackliche Strenge einforderte, fand ich toll. Und alles alles so schön lesbar.

Seit April 2003 steht das Buch in meinen Handregal direkt über dem Rechner. Ich nehme es sicherlich einmal am Tag in die Hand. Gekocht habe ich daraus übrigens nie.

RIP Judy Rodgers. 

Spargelcrèmesuppe mit Kerbel und Blüten von Oxalis (Sauerklee) | So geht Spargel, Teil 6

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Wer diesen Blog aufmerksam verfolgt, kann mir zurecht einen Hang zum Hedonismus unterstellen, wobei ich einschränken möchte, dass gepflegter Hedonismus, kulinarischer zumal, für mich nicht mit Dekadenz einher gehen muss. Denn wenn ich eines nicht bin, dann ist es dekadent, ganz im Gegenteil ist mir dieses Verhalten an anderen zuwider. Mein kulinarischer Hedonismus besteht eher darin, dass ich nicht nur allen verwendeten Zutaten ihr Allerbestes angedeihen lassen möchte, sondern auch bereit dazu bin, verschenderisch großzügig mit ihnen umzugehen, wenn es denn Geschmack und Genuss dient. So lösche ich bekanntermaßen ein Risotto mit großem Vergnügen mit dem geliebten Myrto ab oder schmore Lammkeulen in Amarone. Wichtig ist für mich dabei nur, dass jedes Kochen, jede Zubereitung immer im Rahmen des jeweils maximal Möglichen erfolgt. Soviel Liebe und Sorgfalt, so ausgezeichnete Zutaten wie möglich; zubereitet mit so viel Hingabe wie möglich, ganz egal, ob es um ein Butterbrot geht oder um das Weihnachtsmenü für die ganze Familie. 

Spargelcrèmesuppe mit Kerbel und Blüten von Oxalis (Sauerklee)

Wer das weiß, versteht auch, warum ich niemals auf die Idee käme, eine Spargelcrèmesuppe auf der Basis eines wässrigen Suds von zuvor ausgekochtem Spargel zuzubereiten. Wer den üblichen Spargeldsud-Mehlschwitzen-Varianten einmal die hedonistische Version gegenüberstellt, wird keine andere mehr essen wollen, ist auf immer verdorben im Sinne des Genusses. Ach, es kann Schlimmeres geben, oder? 

Spargelcrèmesuppe mit Kerbel und Blüten von Oxalis (Sauerklee)


Also gare ich geschälten und in Stücke geschnittenen Spargel (mit Ausnahme der Spitzen) in Sahne weich. Salze und würze mit getrocknetem grünem Pfeffer und frisch gerösteter und anschließend gemörserter Macis. Diese köstliche Suppenbasis wird püriert und anschließend mit einem hellen Geflügelfond aus eigener Herstellung verlängert. Noch einmal schmecke ich die Suppe mit den vorgenannten Gewürzen ab und lasse dann die Spargelspitzen sanft darin gar ziehen. Kerbel ist mir als Kraut einer der liebsten Spargelbegleiter, Oxalis und vor allem dessen Blüten geben den kleinen Säurekick, der die Suppe fein abrundet. 

Nach der Vorspeise Jakobsmuschel-Ceviche mit Pink Grapefruit auf Avocado und dem begehrten Zwischengang mit Lachs in Kaffee-Pfeffer-Beize und Cognac mit Spargelmousse war diese Suppe der 3. Gang im Supperclub-Menü im Mai. 

Dir und Deinen Lieben eine feine Woche voller Hingabe und Sorgfalt samt eines genussvollen Hedonismus!






Jeden Tag ein Buch 3 - Zusammenfassung und Résumé der dritten Woche #jteb

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"Wahnsinn!", möchte man da laut sagen! Ich sag's mal. Laut. WAHNSINN! Wer oder was? Ihr alle! 

Wenn sich jetzt wirklich alle eingetragen haben und ich und google richtig zählen,  haben wir gemeinsam in der 3. jteb-Woche 171 Rezensionen gesammelt, geschrieben, gelesen, veröffentlicht. Dafür an alle, die mitgemacht haben, einen großen virtuellen Blumenstrauß!

Ich weiß, dass die Woche etwas ungünstig terminiert war. Viele von euch waren ab Donnerstag verreist und habe sich ein feines langes Wochenende gemacht. Bei der Planung zu dieser 3. Woche habe ich das nicht bedacht. Auch wusste ich nicht, dass ich selbst so wenig Zeit haben würde um alles zu lesen, daher hat die Zusammenfassung nun doch 3 Tage länger gedauert, als zuvor geplant. Mit ca. 3 Monaten Vorlauf lassen sich leider nicht alle Eventualitäten berücksichtigen. 

Hingerissen bin ich mal wieder von der Vielzahl und Qualität der Beiträge und begeistert von den "abseitigen" Besprechungen, für die diese Woche mittlerweile bekannt geworden ist. Haben in den ersten 2 Wochen hier und hier die Rezepte aus der Serie "Game Of Thrones" sowie die Darstellung der "Schatzinsel" als ultimativem Käseführer für Furor gesorgt, hatten wir in dieser Woche endlich auch einmal einen Geheimagenten an Bord, sowie geheimnissvolle Flaschen, deren auf dem Etikett gedruckter Aufforderung "drink me" ein abenteuerlustiges Mädchen gerne folgt. 

Besonders fleißige Rezensenten waren auch in dieser Woche wieder mit dabei, den virtuellen Vogel mit täglich 2(!) Rezensionen abgeschossen, hat ein Blog, dessen Autorin mittlerweile als DIE Kompetenz zum Thema Rezensionen in Blogs gilt. 

In der vergangenen Woche hatten wir (wenn ich mich richtig erinnere...) das erste malauch Bücher zum Thema "Kochen für Kinder" dabei. Es gab ein Kochbuch für Einhänder und auch eines zum Abnehmen, und endlich hat sich auch mal jemand getraut, leise Kritik zu üben.

Ich danke so vielen Menschen! Als erstes allen, die mich wieder bei der Planung und Organisation unterstütz haben. Ganz besonders war das in den vergangen Wochen Irina von Lecker macht Laune; sie hat praktisch im Alleingang alle Links von euch auf der Facebookseite von Jeden Tag ein Buch geteilt. Ich danke allen, die mitgemacht haben und mir somit helfen, mein Herzensprojekt zu tragen. Ich danke den Verlagen, die viele der Rezensenten mit Büchern unterstütz haben, und allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs für ihre aufmunternden, Kraft schenkenden E-Mails und Kommentare. 

Jetzt wünsche ich euch ebenso viel Freude und Glück beim Lesen, wie ich sie selbst hatte!

Die dritte jteb-Woche vom 26. Mai - 1. Juni 2014


Coq au Riesling (Rhoihessischer Mistkratzer in Weißwein)

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Ein wenig muss ich mich sputen, am letzten Wochenende hatte ich einen Supperclub und hier im Blog ist das Menü aus Mainoch nicht komplett. Ohne viel Federlesens ^^ kommt daher heute der Hauptgang - einmal hier im Blog und heute Abend ab 18:00 h zum Nach-hören vor dem Nach-kochen auf Kochblogradio.de

Coq au Riesling


Im Gegensatz zum klassischen coq au vin, das für mich eher ein Gericht für den Herbst oder Winter ist, kommt ein in Weißwein geschmorter Hahn etwas leichter daher. Für den coq in Rot verwende ich gerne einen kräftigen Côtes du Rhone oder Côtes du Ventoux, für den Hahn in Weiß am liebsten einen kräftigen Gutsriesling aus der Literflasche vom Winzer des Vertrauens. Auch in Weiß- oder Grauburgunder schmeckt der Hahn, aber die kräftige urige Note, die ich für dieses Gericht für unabdingbar halte (Bauernessen!) gelingt der Köchin nur mit einem Riesling.

Wie im Rezept vom coq au vinbeschrieben, wird auch der helle Verwandte vor dem Garen ausgiebig mariniert, zwei Tage sind ideal. Als Fausregel gilt, dass eine Marinade ca. 12 Stunden braucht, bis sie 1 cm tief in das Fleisch eingezogen ist. Daher lassen mich Rezeptangaben mit "für 30 Mintuen marinieren" (wenn es sich um Fleisch handelt) regelmäßig schmunzeln.

Coq au Riesling (Rhoihessischer Mistkratzer in Weißwein) | Arthurs Tochter Kocht
Die Gewürze sind die gleichen, der Thymian ist noch ein wenig wichtiger als in der roten Marinade und auch mit den Champignons verfahre ich genauso wie im anderen Rezept angegeben, damit sie leicht angeknuspert und goldbraun gebraten serviert werden können. Dass es auch bei dieser Variante entscheident auf die Qualität des Hahnes ankommt - darüber müssen wir gar nicht mehr sprechen, oder? Ein glücklicher Mistkratzer, muskelbepackt vom Herumrennen und Scharren unter dem rheinhessischen Himmel ist ideal, so ein Hahn bringt locker 2,5 kg und mehr auf die Waage. Alternativ empfehle ich Tiere aus Aufzucht mit Label-Rouge-Siegel, die Du immer häufiger auch außerhalb von gastronomischen Einkaufsquellen erhältst. 

Womit ich bei Geflügel-Schmorgerichten stets hadere? Das ist die Haut. Schlaff kommt sie daher, das langsame, aufwändige Anbraten zuvor dient lediglich dem Saucenansatz und geschmacklichen Röststoffen, am Ende haben wir aber doch einen labbrigen Fettträger in der Sauce schwimmen. Beim coq au riesling habe ich mich der Labber-Tradition verweigert und die Haut nach dem Schmoren entfernt. So. 

Die Sauce entsteht durch das langsame(!) Einreduzieren des zuvor entfetteten Schmorsuds, der währenddessen gleichzeitig mit weiterem Geflügelfond und Sahne verlängert wird. Klingt widersprüchlich, funktioniert aber genau so. 

Ist das Gericht fertig, braucht die Köchin nur noch den Mut, stringent auf sämtliche Beilagen zu verzichten und es lediglich mit einem kräfitgen Vollkornbaguette oder Wingertsknorze zu servieren. 

Coq au Riesling (Rhoihessischer Mistkratzer in Weißwein) | Arthurs Tochter Kocht






Als nächstes folgt das Dessert - ein Rhabarber-Joghurt-Eis im Sud von Anismyrte. 

Genieße den Tag! 



Rhabarber-Joghurt-Eis im Sud von Anismyrte

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Und zack sind wir schon beim Dessert des Supperclubs im Mai. Der Rhabarber war gesetzt weil er 1. Hochsaison hat sozusagen und ich ihn 2. eigentlich nie zubereite außer als Gemüse so wie hier zum Hahn mit Safran und Zimtpolenta und bitte frage mich 3. nicht, warum. 

Rhabarber-Joghurt-Eis im Sud von Anismyrte

Ich habe ein wenig gegrübelt, wie ich Rhabarber und Anis am besten kombiniere, Kompott und Keks war mir ein bisschen blöd und und sehr schnell war ich eh beim Gedanken, keinen Anis zu verwenden, sondern die so irritierend mystisch duftende Anismyrte. Ich traf Uwe bei einem Whiskytasting in der Villa Mittermeier und bei einem Glas Single Malt bestätigte er mich in der Idee der Aromenkombination. Ich war schnell beim Eis und habe dann nur noch überlegt, wie ich die Anismyrte in dieses hinein bekomme. Am Ende stand die Idee, nicht die Anismyrte in das Eis zu geben, sondern das Eis in die Myrte. Vor einiger Zeit habe ich für einen Kunden ein Rezept geschrieben für im Sud von Anismyrte pochierten Steinbeisser, dieser Sud war so gut - der sollte es sein. Und so kommt Frau von Fisch zu Eis. 

Im Sud von Anismyrte pochierter Steinbeißer auf Safranrisotto

Für das Rhabarber-Joghurt-Eis habe ich mich in Grundzügen an einem Rezept aus Stephs kuriosem Ladenorientiert - allerdings habe ich den Frischkäse komplett gestrichen und dafür die Sahne- und Joghurtmenge leicht erhöht. Invertzucker mache ich nie selbst, der ist so gut und günstig zu kaufen, dafür kann ich mich nicht in die Küche stellen. In der nächsten Zeit werde ich peu à peu alle Eisrezepte im Blogüberarbeiten, da ich kaum noch ein Eis ohne Invertzucker herstelle. Der entscheidende Vorteil ist die besondere Cremigkeit der späteren Eismasse - diese wird mit der Zugabe von normalen Zuckerkristallen nicht erreicht. In diesem Rezept gefällt mir besonders das Garen des Rhabarbers im Ofen - unkompliziert, köstlich, schnell. 

Für den Sud habe ich einen EL Anismyrte in 75 ml Wasser warm ziehen lassen, abgesiebt und den Sud anschließend sehr langsam um ca. 1/3 reduziert. Die Aromen sind am Ende gemeinsam so gewaltig, da braucht es nicht mehr und schon gar keinen Keks. Den Sud serviere ich lauwarm mit dem kalten Eis, daher war die Bildaufnahme etwas hektisch. Der Streifen Anismyrte, der auf dem Bild zu sehen ist, ist definitiv zuviel. Ca. 1/3 der Menge reicht auch :)

Rhabarber-Joghurt-Eis im Sud von Anismyrte

Damit ist das Supperclub-Menü aus dem Mai komplett, alle begleitenden Weine findest Du hier.

Genieße Deinen Tag! 



Couscous mit geröstetem Ofenblumenkohl und Goji-Beeren | vegan & köstlich zum Tierfreitag

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Manche Dinge sind so einfach, die traue ich mich kaum öffentlich aufzuschreiben. Aber oft ist mir der Kopf komplett verstellt mit den Komplikationen des Alltags, dass ich froh bin, wenn jemand vorbei kommt und mir den Mist mal beiseite schiebt. Dann wird der Blick frei und klar und auch einfache Dinge gewinnen wieder an Wert. Wie Du weißt, poste ich vieles meiner schnellen Alltagsküche auf der Facebookseite zum Blog. Kleine Anregungen ohne Rezept, das aber gerne auf Nachfrage kommt. Besonders groß war die Nachfrage beim folgenden, am nachdrücklichsten gedrängelt hat Frau Mardermann vom Kochplattenteller. Sie ist mittlerweile per privater Nachricht versorgt, für alle anderen schreibe ich es hier auf und schicke es an den tierfreitag der verehrten Kollegin Katharina Seiser.

Couscous mit ofengeröstetem Blumenkohl und Goji-Beeren | Arthurs Tochter Kocht











Zuerst bereitest Du den Blumenkohl zu. Beschrieben habe ich das bereits zur Suppe aus ofengeröstetem Blumenkohl und zum Couscous mit sautierter gelber Zucchini und confierten Tomaten. Für das heutige Gericht habe ich Walnussöl verwendet, wie ich überhaupt Nussöle zu Blumenkohl besonders köstlich finde. Auch machen sich geröstete und gehackte Haselnüsse im späteren Couscous sehr gut. Dann kochst Du Dir das Couscous, wie Du halt Couscous kochst. Ich röste es in Olivenöl an und gieße es dann mit Gemüsebrühe auf. Gerne gebe ich etwas Kurkuma hinzu für eine intensivere Farbe. Parallel dazu habe ich die Goji-Beeren ca. 20 Minuten eingeweicht. Ich mag die kleinen säuerlichen Früchtchen sehr und dass sie jetzt ständig für viel Geld als eines der veganen "superfoods" verkauft werden - dafür können sie ja nix. 

Sind alle Komponenten fertig, vermischt Du sie, schmeckst den Salat ab, spendierst noch etwas Säure in Form von Verjus, ansonsten Apfelessig oder ein Spritzer Zitronensaft und hebst eine ordentliche Menge gehackter Petersilie darunter. Koriander schmeckt ebenfalls vorzüglich, dann verzichte ich allerdings vorab auf jegliches Olivenöl, da ich die Kombination nicht mag. 

Das reinste KISS-Rezept. Keep It Simple, Stupid!

Couscous mit ofengeröstetem Blumenkohl und Goji-Beeren | Arthurs Tochter Kocht

Genieße Deinen Tag!




Côte de bœuf | Ochsenkotelett (sous vide) mit gebackenem Romana und Sauce Béarnaise mit Anis-Ysop

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Die richtige Menge

Du erinnerst Dich an das österliche RARI-Food-Fleischpaket des verfressensten Kindes der Welt? Nun, in diesem befand sich unter anderem besagtes côte de bœuf von Laschori mit satten 700 g, das seitdem bei -30°C im Kälteschlaf lag. Ich kann jetzt nur beten, dass unsere Tochter im hohen Norden diesen Beitrag nicht liest, denn selbstverständlich wollte sie mitessen - aber verfressen wie sie ist, hätten die 700 g für uns drei eh nicht ausgereicht; wenn P. und sie am Esstisch aufeinander treffen dürfen Fleischmengen bekanntermaßen nur noch in Kilogramm gerechnet werden. Wenn Du das liest, süße Maus, ich gelobe: Es gibt ein côte de bœuf, wenn Du das nächste mal hier bist! Es wird nur ein wenig größer sein :)

Côte de bœuf | Ochsenkotelett (sous vide) mit gebackenem Romana und Sauce Béarnaise mit Anis-Ysop | Arthurs Tochter Kocht by Astrid Paul

Der richtige Zeitpunkt

Da der Zeitpunkt unseres gemeinsamen Abendessens nicht genau feststand (die einzige Maßgabe war "im Hellen", damit ich noch ein Foto machen könne - Foodbloggers Leid...) habe ich mich spontan zur sous vide-Zubereitung entschlossen. Es gibt kaum entspannteres Vorbereiten in der Küche als bei diesem Verfahren - von Schmorgerichten mal abgesehen. Das sanft aufgetaute Fleisch kam in einen Beutel, begleitet von 50 ml dunklem Kalbsfond aus dem TK-Vorrat, einem Rosmarinzweig, einem EL Öl von hier und einer zerdrückten Knoblauchzehe. Bei 54°C garte es sanft für 4 Stunden vor sich hin...

Besser der Salat schwitzt, als die Köchin!

Derweil durften geviertelte Romana-Herzen mit etwas Olivenöl beträufelt in einem Gemisch aus Salz und Zucker vor sich hinziehen (Ganz ähnlich wie beim roh marinierten Spargel im eigenen Sud hier oder dem gebackenen Radicchio hier). Im Ofen brauchten sie dann noch ca. 30 Minuten bei 160°C, um würzig-weich zu werden. 

Romana-Herzen, ofengegart | Arthurs Tochter Kocht by Astrid Paul

Sauce mit Brown'scher Bewegung

Sauce Béarnaise ist kein Hexenwerk und doch die köstlichste und fast einzige Sauce, die ich zu gebratenem Rindfleisch mag. Meine Rezeptur ist denkbar einfach und verzichtet auf den Einsatz geklärter Butter, in mehreren eigenen Vergleichsreihen mit geklärter und ungeklärter Butter konnte ich keinen geschmacklichen Unterschied feststellen. Ein Induktionsherd erspart das Wasserbad. Für 2 - 4 Personen (also vier normale oder zwei aus dem hiesigen Haushalt) verwende ich

  • 1 Schalotte
  • 1 frisches Lorbeerblatt
  • 2 Pfefferkörner, entweder weißer Sarawak oder getrockneter grüner Malabar-Pfeffer, von dem die Sorte Karimunda besonders aromatisch ist
  • 4 EL trockener, säurearmer Weißwein 
  • 3 EL milder Weißweinessig oder Estragonessig
  • 1 EL Sherryessig
  • 3 Eigelb
  • 200 g kühle Butter
  • 50 g Estragon, möglichst französischer. Dieser ist milder und doch intensiver im Geschmack und die Blättchen sind sehr viel feiner und zarter als die seines russischen Verwandten. Dafür glänzt letzterer mit Winterhärte
  • 50 g Kerbel - das ist der Klassiker, hier und heute kam Anis-Ysop zum Einsatz

Wein und Essig werden in einen Topf gegeben, die klein geschnittene Schalotte ebenso dazu wie Lorbeer und Pfeffer, sowie die Stiele des Estragons und des Kerbels. Ich koche alles auf und lasse es dann langsam auf die Menge von 1 EL einreduzieren. Anschließend siebe ich den Sud und streiche dabei die beigegebenen Gewürze gut aus. Zurück auf dem Herd schlage ich mit der Schlagscheibe des ESGE-Zauberstabes (ersatzweise ein Schneebesen) die Eigelb unter und kann bis hierhin die Sauce vorbereitet stehen lassen. Kurz vor dem Servieren montiere ich stückweise die kalte Butter ein, wichtig ist, dass die Sauce nicht mehr aufkocht, ansonsten stockt das Ei. Mit zimmerwarmer Butter funktioniert es genauso, ich bilde mir allerdings bei kalter Butter mehr Cremigkeit und Bindung ein. Hierzu empfehle ich Dir als Exkurs mein Posting der Rezepte vom Supperclub für die Sendung "Abenteuer Leben" und dort vor allem die Diskussion in den Kommentaren mit meinem geschätzten Leser Heinz zu Einsteins Theorie der Brown'schen Bewegung. ("Je kräftiger man diese kleinen Butter (Fett)-Kügelchen in eine Sauce einschlägt, desto dicker wird diese. Mit kalter Butter gebundene Saucen bilden Suspensionen. Dass die Fettkügelchen getrennt bleiben und sich nicht verbinden, liegt an grenzflächenaktiven Molekülen, die stets an den Schnittflächen zwischen Fett und Wasser sitzen. Die Kälte der Butter hilft auch: Sie kühlt die Sauce ab und verlangsamt dabei die Bewegungsgeschwindigkeit (Diffusion) der Moleküle und Fetttröpfchen erheblich." Quelle)

Der Anis-Ysop ersetzte mir den Kerbel, da dieser derzeit mit dem Wachsen kaum hinterher kommt, die Spargelsaison hat ihm arg zugesetzt :) Auf der Suche nach einer Alternative aus meinem Kräutergarten bot der Anis-Ysop sich an, da er dem Kerbel mit seinen Anisnoten ähnelt. Was erst nur Ersatz sein sollte, erwies sich als geschmacklicher Volltreffer, so dass der Anis-Ysop in Zukunft sicher öfter in die Bresche springen darf. 

Côte de bœuf | Ochsenkotelett (sous vide) mit gebackenem Romana und Sauce Béarnaise mit Anis-Ysop | Arthurs Tochter Kocht by Astrid Paul

Fleisch aus der Tüte!

Nach 4 Stunden kam das côte de bœuf aus dem Bad, auch 5 Stunden hätten ihm nicht geschadet - was soll passieren bei 54°C, ein Übergaren ist unmöglich. Mit einer Einschränkung: Jeder, der schon einmal sous vide gegartes Fleisch gegessen hat, weiß um dessen besondere Textur. Kaum wahrnehmbar verändert sich Stunde um Stunde die Fleischfaser hin zu mehr Cremigkeit, nicht nur wird das jeweils gegarte Stück besonders zart, nein - es erhält einen Biss, bzw. Nicht-Biss, wie er nur im sous vide Verfahren erreicht wird. Das muss man mögen, denn das Kernige eines konventionell gegarten Steaks geht im Wasserbad sukzessive verloren. Ich habe schon ein im Wasserbad völlig überlagertes Hüftsteak gegessen, das war zwar immer noch durch und durch rosa, floss mir aber auf der Gabel und vor allem im Mund auf eine ausgesprochen unangenehme Art auseinander. Aber ob 4 Stunden oder 5 - das macht hier und heute keinen Unterschied. 

In gusseiserner Pfanne schmolz Kakaobutter bei hoher Temperatur und in dieser habe ich das côte de bœuf rundherum (auch hochkant!) angebraten. Das Ergebnis war perfekt gegartes Fleisch, butterzart, durch und durch rosa. 

Côte de bœuf | Ochsenkotelett (sous vide) mit gebackenem Romana und Sauce Béarnaise mit Anis-Ysop | Arthurs Tochter Kocht by Astrid Paul


Gewürzt wurde das Fleisch am Tisch lediglich mit Sylter Meersalz, dem ersten deutschen Meersalz, gewonnen aus Nordseewasser, und der Pfeffermischung "Sieben" von Ingo Holland. Ein Essen, wie wir es lieben. Einfach köstlich im Wortsinn. Wenige Zutaten, diese von herausragender Qualität, zubereitet ohne Chichi und angerichtet ohne Blumenwiesen. Wir wollen gut essen, nicht spielen! 

Die flüssige Begleitung

Dazu tranken wir einen Côtes du Ventoux: Vieille Ferme, der ungefähre Zweit-, Dritt- oder gar Viertwein von den Perrin Brüdern vom berühmten Château de Beaucastel in Châteauneuf-du-Pape, eine Cuvée aus Syrah, Grenache und Mourvèdre. Würzig, beerig und saftig; ein Wein mit einem so ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis, wie er mir nur selten begegnet. Idealer Begleiter zu kurzgebratenem Rindfleisch und diversen sommerlichen Grillvergnügen. Kaufen, Marsch Marsch!

Genieße Deinen Tag!



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